Inhalt

1914 - Mitten in Europa. Dinslaken und der 1. Weltkrieg

 Soldat aus dem 1. Weltkrieg 

Neue Informationen seit November 2016 !!

Informationen zu Dinslaken während des Ersten Weltkriegs finden Sie im folgenden Text. Wesentlich umfangreichere Informationen, Quellen, Bildmaterial und Aufsätze finden Sie unter www.wk1-dinslaken.de.

Der Titel ist eine geringfügige Abänderung des Titels des großen Verbundprojektes, das Ausstellungen und Veranstaltungen umfasst, die für das Jahr 2014 im Rheinland vom Landschaftsverband Rheinland geplant werden. Denn im Ruhrgebiet und im Raum Köln / Bonn wird dem Thema „1. Weltkrieg“, dieser „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Unter dem Titel „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der 1. Weltkrieg“ (1) wird die regionale Geschichte schwerpunktmäßig dargestellt, eingeordnet in den europäischen Kontext. Das Rheinland/Ruhrgebiet, beidem fühlt sich Dinslaken zugehörig, „ist die europäische Region, in der sich die Ambivalenzen jener Epoche wie in einem Brennglas gebündelt haben: Grenzland und Transferregion, Waffenschmiede und Zentrum moderner industrieller Kultur, Treffpunkt der europäischen Avantgarden und Projektionsfläche nationaler Mythen.“²

Das Rheinland hat im Vorfeld wie im Verlauf des Ersten Weltkrieges durch seine geographische Lage, durch das hochindustrialisierte Revier an Rhein und Ruhr, durch seine Bevölkerungsdichte wie seine infrastrukturelle Ausstattung, aber auch mit aufstrebenden kulturellen Zentren der Moderne eine besondere Rolle gespielt. Als Grenzfluss war der Rhein nationales Symbol wie Sehnsuchtsstrom mit Projektionen einer ganz eigenen Mischung aus Romantik, militantem Nationalismus sowie industriekultureller und künstlerischer Avantgarde.

 „Der Krieg ist ein Chamäleon“, dieses Zitat des preußischen Generals Carl von Clausewitz trifft ganz besonders auf den 1. Weltkrieg zu, wie der Düsseldorfer Historiker Georg Krumeich betont, denn es macht die Unberechenbarkeit militärischer Auseinandersetzungen deutlich: „Der Krieg, in den man 1914 hineinging, hatte nur sehr wenig zu tun mit dem Krieg aus dem man 1918 wieder herauskam. Am Anfang gab es noch kein Gas, keine Panzer, kein Bombardement aus der Luft. Und niemand hatte eine Ahnung davon, wozu die industrialisierten Nationen technisch fähig sein würden. 50 Millionen mobilisierte Soldaten weltweit? Zehn Millionen Tote? Die Leute von 1914 hätten über so etwas nur den Kopf geschüttelt.“

Diesem Krieg von europäischem Ausmaß kann man sich nur vielschichtig nähern. Deshalb will auch das Stadtarchiv Dinslaken einen Beitrag zur Frage nach der Form des Erinnerns und des Vergessens leisten.  Es stellt eine Chronik der Ereignisse in Dinslaken, ein Findbuch der Dinslakener Quellen zu den Ereignissen in Dinslaken während des 1. Weltkriegs, die Dinslakener Ratsprotokolle (im Original abgebildet und daneben eine Transkription) sowie Postkarten von Dinslakener Soldaten aus dem Feld ins Internet. Damit ist es dem Interessierten erstmalig möglich, sich selbstständig im Netz mit einigen lokalen Dinslakener Quellen zur Geschichte des 1. Weltkrieges auseinanderzusetzen.

In diesem Zusammenhang sei auch erinnert an den Dichter unserer Region Gustav Sack, der den 1. Weltkrieg nicht überlebte. Geboren 1885 in Schermbeck, studierte Gustav Sack in Münster Germanistik und Naturwissenschaften. Obwohl er bereits 1916 nahe Bukarest fiel, hinterließ er Romane, zahlreiche Novellen, Gedichte, Essays, die zum Teil posthum veröffentlicht wurden. Er arbeitete u.a. mit Stilmitteln des Expressionismus und wird in einem Atemzug mit Georg Heym und Georg Trakl genannt, mit Büchner verglichen und neben Benn und Kafka gestellt.

Gedankt sei an dieser Stelle Hermann Klein, Voerde, der die Ratsprotokolle von 1914 bis 1918 transkribiert hat, sodass nun jeder sie zeilengetreu lesen kann. Die Scans der Ratsprotokolle erledigte Alexander Peitz. Sandra Herold, Walsum, hat während eines Praktikums im Stadtarchiv das Findbuch zu den Dinslakener Quellen zum 1. Weltkrieg zusammengestellt. Frau Meier und Herr Kruse (sowie anonyme Spender) stellten freundlicherweise ihre privaten Fotoalben, vorwiegend mit Ansichtskarten aus dem 1. Weltkrieg, zur Verfügung. Diese Bilder und die rückseitigen Texte zeigen eindringlich die Veränderungen, die im Verlauf des Krieges mit den Menschen, den Soldaten an der Front geschahen. Diese Ansichtskarten wurden erstmalig 2012 von Nicole Frömmel und Schülern der Jeanette-Wolff-Realschule Dinslaken in Verbindung mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Rahmen eines Projekts zu den Auswirkungen von Krieg bearbeitet. Die Ansichtskarten wurden gescannt von Janine Wolfsdorff, die außerdem das Dinslakener Projekt organisatorisch betreut hat. Die Rückseitentexte übersetzten Janine Wolfsdorff und Werner Grotz.

Gisela Marzin

Stadtarchivarin

Anmerkungen, weiterführende Hinweise und Quellen:

  1. http://www.lvr.de/de/nav_main/kultur/berdasdezernat_1/1914/1914_1.html; http://www.lvr.de/media/wwwlvrde/kultur/berdasdezernat_1/dokumente_179/Broschuere_LVR-Verbundprojekt_1914.pdf
    http://www.erster-weltkrieg-rlp.de/veranstaltungskalender/veranstaltungsdetails-1wk.html?tx_cal_controller%5Bview%5D=event&tx_cal_controller%5Btype%5D=tx_cal_phpicalendar&tx_cal_controller%5Buid%5D=259&tx_cal_controller%5Blastview%5D=view-list%7Cpage_id-14290&tx_cal_controller%5Byear%5D=2013&tx_cal_controller%5Bmonth%5D=09&tx_cal_controller%5Bday%5D=23&cHash=d0f25555a041d8c07ed2d975caaeeda4
  2. Zitat FAZ 10.8.2013,Seite 10: 1914 Mitten in Europa: Das Rheinland bereitet sich auf das Gedenkjahr „100 Jahre Erster Weltkrieg“ vor, von Rainer Blasius

Literaturhinweise (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): 

Der I. Weltkrieg im Spiegel der Dinslakener Ratsprotokolle. Dittgen, W. in Heimatkalender Kreis Dinslaken 1959 S. 25 ff

Bewegte Zeit. 50 Jahre Kreis Dinslaken 1909-1959. Willi Dittgen, Dinslaken 1959

Stadtgeschichte von Dinslaken 1273-1973. Rudolf Stampfuß, Anneliese Triller, Neustadt/Aisch, 1973

Zwischen den Kriegen. 1919-1939, Unruhige Zeiten zwischen Ruhr und Lippe.Willi Dittgen, ohne Verlag, 1977

Der Aufstand. Die Märzunruhen 1920 im Raum Dinslaken-Wesel. Michael Dahlmanns, ohne Verlag, 1988

Im Schatten der Fördertürme. Kindheit und Jugend im Revier. Die Bergarbeiterkolonie Lohberg 1900 bis 1980. Inge Litschke. Mercator-Verlag, Duisburg, 1993

Der andere Blick. FrauenLeben in Dinslaken. Frauengeschichtskreis Dinslaken (Hg.).Klartext-Verlag Essen, 2001

Literaturauswahl zu Gustav Sack:

Gustav Sack, ein verbummelter Student. Roman, Berlin 1917

Gustav Sack, Prosa, Briefe, Verse. München 1962

Gustav Sack: Ein Dichter unserer Heimat. Dittgen, Willi  in Heimatkalender Kreis Dinslaken 1954 S. 98 ff

Gustav Sack zur Erinnerung. Bockemühl, Erich  in Heimatkalender Kreis Dinslaken 1957 S. 128 ff

Gustav Sack, Joachim Schulz-Marzin in Jahrbuch Kreis Wesel … S.

Gustav Sack. Leben  und Werk des Schermbecker Dichters im Spiegel der Literatur, Bd. 1. Helmut Scheffler, Schermbeck 1985

Großer Dichter aus kleinem Dorf. Zum 125. Geburtstag des Schermbecker Dichters Gustav Sack. Helmut Scheffler in Jahrbuch Kreis Wesel 2010, S. 233 ff

Weitere Quellen folgen.